Donnerstag, 13. Dezember 2018

Streiken, sabotieren ... gegen Sklaverei und Mauern (Aufruf der "GG/BO")


Nachfolgenden Bericht haben wir von der Webseite der Gefangenengewerkschaft "GG/BO" übernommen: 





Vor Kurzem lernten wir Alex kennen. Er arbeitet für ein Unternehmen, welches einen Auftrag für die JVA Plötzensee annehmen wollte. Alex war damit nicht einverstanden und wehrte sich gegen den Auftrag – mit Erfolg. Sein Unternehmen wird nun nicht für den Knast Plötzensee arbeiten und (durch Alex) wahrscheinlich auch in Zukunft keine Aufträge von Knästen annehmen. Die Art und Weise, wie Alex es erreichte, dass sein Unternehmen den Auftrag abgelehnte, hat uns als Soligruppe motiviert, lohnarbeitende Menschen zur Sabotage von Knast-Aufträgen aufzurufen.

Aber fangen wir von vorne an:
In Berliner Knästen sind Mitarbeiter*innen, welche sich technisch wie baulich mit den Anstalten beschäftigen, beim „Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung“ angestellt. Für die Energieversorgung in den JVA‘s sind die „Berliner Stadtwerke“ zuständig. Für die Gebäude in den JVA‘s ist das Berliner Immobilienmanagement GmbH (kurz „BIM“) verantwortlich, wobei das Berliner Energiemanagement GmbH (kurz „BEM„) als Tochterunternehmen der „BIM“ für die Dampfversorgung zuständig ist.


In der JVA Plötzensee war die „Ingenieurgemeinschaft Weißensee“ für die Dampfversorgungsanlage zuständig, wobei sich die JVA beschwerte, dass diese nicht richtig funktioniere. Deswegen sollte die Anlage repariert werden. Weil die „Ingenieurgemeinschaft Weißensee“ aber nicht mehr für die JVA Plötzensee arbeiten wollte, wurde die „MUTZ GmbH“angefragt – für dieses Unternehmen arbeitet Alex. Die „MUTZ Ingenieurgesellschaft mbH“ sollte nun also das Problem beheben, welches die „Ingenieurgemeinschaft Weißensee“ laut der JVA verursacht hatte.




 Vor allem Alex sollte herausfinden, was die Ursache für die Probleme der Dampferzeuger sind, welche nicht mehr richtig arbeiteten und ständig Fehler verursachten.

Ich sollte herausfinden, weshalb die Dampferzeugung so schlecht funktioniert. Als ich von dem Auftrag hörte, war ich zunächst total überfordert. Ich wusste, dass ich keine Lust habe, für einen Knast zu arbeiten, weil ich dadurch das Knastsystem ja nur noch effizienter machen würde. Ich selbst bezeichne mich als Gegner des derzeitigen Repressionsregimes. Knast ist ein Teil davon. Ich wollte diesen Auftrag also auf keinen Fall ausführen und überlegte mir dann, wie ich das verhindern kann.“

Alex kontaktierte uns. Wir sprachen über die Möglichkeiten des Widerstands – er entschied sich dafür, mit seinen Mitarbeiter*innen, einschließlich des Chefs, reden zu wollen, mit der Hoffnung, sie überzeugen zu können.
Mit meiner Argumentation habe ich ganz simpel angefangen. Erstmal habe ich erklärt, warum die Ersatzfreiheitsstrafe ein Unding ist. In der JVA Plötzensee sind ja viele Gefangene, welche eine solche Strafe absitzen müssen. Also Gefangene, welche ihre Geldstrafe nicht zahlen konnten und deswegen eine bestimmte Zeit ins Gefängnis müssen. Ich habe klar gemacht, dass es nicht sein kann, dass Menschen in den Knast einwandern, nur weil sie kein Geld haben. Da haben mir alle Mitarbeiter*innen, auch mein Chef, zugestimmt. Dann dachte ich, dass ich einen Schritt weitergehen kann und habe erklärt, warum ich generell gegen Knäste bzw. für eine Welt ohne Knäste bin. Das war schon schwieriger, weil dabei ja meine Ablehnung zum Kapitalismus und zum Staat miteinbezogen werden musste.

 Das hat dann auch eine ganz schön heftige Diskussion unter einigen Mitarbeiter*innen ausgelöst. Wir haben darüber diskutiert, inwiefern Knast mit Kapital und Staat zusammenhängt, wieso mensch generell gegen Kapital und Staat sein sollte und warum der Kampf gegen Knäste in dem Zusammenhang so wichtig ist. Wir haben viel darüber gesprochen, dass es oft nicht ‚kriminelle Menschen‘ sind, die in Knästen sitzen, sondern Menschen, welche kriminalisiert werden. Die JVA Plötzensee war mit den vielen Gefangenen, welche nur einsitzen, weil sie die Geldstrafe nicht zahlen konnten, ein gutes Beispiel. Anhand dessen wurde eine allgemeine Debatte über die sogenannte Klassenjustiz ausgelöst. Wir haben viel darüber gesprochen, dass immer die Menschen, die keine (finanziellen) Mittel haben, weggesperrt und damit kriminalisiert werden – also vor allem arme Menschen für ihre Armut bestraft werden.



 Wir haben auch über die wirtschaftliche Sinnlosigkeit gesprochen, also dass Menschen eigentlich eine Geldstrafe zahlen sollten, nun aber dem Staat durch ihre Knastzeit Geld kosten. Die Argumentationen gegen Knäste waren also vielfältig. Von Bestrafung der Armen (Klassenjustiz) , über wirtschaftliche Faktoren bis hin zu gesamten Systemanalysen und der damit verbundenen Kritik haben wir alles diskutiert. Wir haben auch über die Transformative Justice, also einer Alternative zu Knästen, gesprochen. In dem Zusammenhang wurden unsere Diskussionen oft philosophisch, allerdings haben wir viele Möglichkeiten gefunden, wie auf Konflikte reagiert werden kann – ohne Knast.




 Nach vielen langen Diskussionen waren sich mehrere Mitarbeiter*innen einig: Knast ist scheiße, das wollen wir durch unsere Arbeit nicht unterstützen. Hätten wir den Auftrag angenommen, hätten wir das Knastsystem noch effizienter gemacht, bzw. mindestens zur Aufrechterhaltung des Knastsystems beigetragen. Das wollte nach den vielen Diskussionen schlussendlich niemand mehr. Einige Mitarbeiter*innen sagten letzten Endes sogar, dass die wahren Verbrecher*innen die Bosse von Großunternehmen, der Staat und die ausführenden Organe, wie die Polizei, sind.

 Diese Erkenntnis hat der Leiter der Wäscherei in der JVA Plötzensee symbolisch auch noch einmal bestätigt. Einmal mussten wir ihn in seinem Büro, welches sich auf dem Gelände der JVA befindet, besuchen. Generell war er ein totaler Klugscheißer. Als ich dann aber auch sein Büro betrat und eine Karte vom preußischen Königreich und ein Bild von preußischen Königen direkt über seinem Schreibtisch hängen sah, bekräftigte mich das in meiner Analyse von vor ein paar Tagen, dass vor allem Bosse von Unternehmen und ausführende Organe vom Staat (was er ja durch seine Arbeit im Knast und als Leiter der Wäscherei beides ist) die waren Verbrecher*innen sind. Natürlich kann ich nicht sagen, dass die gesamte Belegschaft nun eine Anti-Knast Haltung hat. Aber einige haben wirklich, aufgrund der geführten Diskussionen, viel nachgedacht und sind schlussendlich zum Ergebnis gekommen, dass wir mit unserem Auftrag zur Erhaltung des Knastsystems beitragen und damit mitverantwortlich sind, wenn mal wieder Menschen weggesperrt werden, die (finanziell) an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden und werden. Hinzu kam, dass ich persönlich nicht erkannte, weswegen die Dampfanlage und die Dampfqualität so schlecht ist – allerdings war es ja meine Aufgabe, dass Problem zu erkennen. Ich redete also mit meinen Kolleg*innen und meinem Chef – und dieser lehnte dann den Auftrag ab.“



Es gibt viele Möglichkeiten, sich gegen Knäste zu wehren. Als Soligruppe der GG/BO unterstützen wir den Kampf von innen heraus. Gefangene wehren sich kollektiv gegen Arbeits- und Lebensbedingungen hinter Gittern, als Unterstützer*innen versuchen wir, für diese Kämpfe eine Öffentlichkeit zu schaffen. Aber auch Menschen „draußen“, welche nicht organisiert mit Gefangenen zusammen kämpfen, können sich täglich gegen Knäste wehren. Ex- und interne Aufträge für oder von Knästen können sabotiert oder gestört werden, die Funktion von Knästen kann in der breiten Gesellschaft diskutiert werden, lohnarbeitende Menschen können Aufträge, welche zur Aufrechterhaltung des aktuellen Status quo beitragen, verweigern usw.

Alex hat eine Möglichkeit aufgezeigt, wie wir gemeinsam unser Selbstbewusstsein gegen Knäste stärken, wie wir andere motivieren können, sich gegen Knäste zu wehren und so Schritt für Schritt eine breite Basis aufbauen können, die gemeinsam für eine bessere Welt ohne Knäste kämpft.

Mit dem Lebens-, Wohn- und Arbeitsumfeld in Kontakt treten, Diskussionen anregen und Standpunkte klar zu benennen hat in diesem Fall Wirkung gezeigt. Das ist natürlich keine Garantie für jede Diskussion. Aber es zeigt auf, dass es mehr als nötig ist, in die Gesellschaft zu treten und unsere Haltungen verständlich zu kommunizieren.

Wir rufen alle lohnarbeitenden Menschen, welche für Knäste arbeiten sollen, dazu auf, Aufträge zu verhindern! Diskutiert in eurer Belegschaft, stellt euch quer! Lasst uns zusammen mit verschiedenen Mitteln gegen Knäste kämpfen – fangen wir in unseren alltäglichen Leben damit an!


Donnerstag, 13. September 2018

"Abolitionisten" oder "Demolitionisten" ---- für das Ende jeden Sklavendaseins..




Während des 19.Jahrhunderts wurden diejenigen, die gegen die Sklaverei kämpften, „Abolitionisten“ genannt. Sie organisierten die so genannte „Underground Railroad“, eine riesiges Netzwerk von Sklaven, Entflohenen, so genannten „Free Blacks“, Weisse und Natives mit Geheimcodes, Routen, sicheren Häusern und Selbstverteidigungskräften,um diejenigen zu befreien,die als Eigentum anderer gehalten wurden..



Nach dem (nord)amerikanischen Bürgerkrieg wurde die Sklaverei durch den 13.Zusatzartikel in der US-Verfassung gesetzmässig „ausser Kraft“ gesetzt, mit Ausnahmen….. „ausser als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist...“ (z.B. weil sie sich gegen ihre „Besitzer“ gewehrt hatten oder einfach nur entlaufen waren…. So was wie Amnestie gab es nur für ihre Besitzer)
Entscheidend für uns hier ist es, dass diese „Abolitionisten“ nicht versuchten, den Staat zu zerstören, sondern nur den privaten Gebrauch der Sklaverei, und dadurch die unterdrückende Regierung intakt liess und dieser erlaubte durch den 13.Zusatzartikel zwar dem Individuum das Recht als Sklavenhalter zu untersagen, aber durch die „Black Codes“ und „Jim Crow“Gesetze weiterhin die schwarze Bevölkerung in eine rassistische Ordnung zu halten… erst in den 1960er Jahren waren so was wie Bürger*innenrechte auch für sie durchgesetzt.





Bei den heutigen „Abolitionist*innen“, die sich vor allem in der Tierrechts- und der Antiknastbewegung organisieren, sind auch Anarchist*innen dabei, während  wohl die meisten aus den libertären Spektrum aus guten Gründen den Begriff „Demolitionisten“ für sich in Anspruch nehmen.
Abolitition“ ist vom guten Willen und einer angenommenen Menschlichkeit der Politiker*innen abhängig, die Gesetze machen sollen, um Gefängnisse abzuschaffen. Dies führt im besten Fall dazu, dass ihre Aktionen alle Jahre eine Reform im Sinne eines „humanen Gefängnisses“ durchsetzen. Denn , solange es eine Regierung gibt, wird es Gefängnisse geben.


Es liegt im ihrem Interesse, dass es Gefängnisse gibt, als Mittel der sozialen Kontrolle, wie es die Interessen der Wirtschaft sind, möglichst viel Profit aus den Gefängnisarbeitern herauszuholen. So arbeiten beide Interessen zusammen, wobei es den Politiker*innen zukommt, durch entsprechende Gesetze die Lohnsklaverei weiter zu gewährleisten.
Dass heisst für uns. Wenn wir das System der Gefängnisse abschaffen wollen und wirklich frei leben wollen, müssen wir die Regierungen stürzen und den Staat... diese Welt der (anti)sozialen Ordnung auf den Kopf stellen. Und deshalb sehen sich immer mehr Libertäre und Anarchist*innen als „Demolitionisten“ im Gegensatz zu den „Abolitionisten“, auch wenn letzterer Begriff immer noch oft zu widersprüchlichen Handlungen in der anarchistischen Bewegung führt.
Dadurch gelingt es (noch) den Verwaltern und Befürwortern des Staates und seiner Regierung, unsere Leidenschaften und Wünsche zu unterdrücken und die Logik der Unterwerfung unter Autorität und Herrschaft und die Notwendigkeit von Gefängnissen, Polizei und Justiz durchzusetzen --- eine andere neue Form der Sklaverei.
Es gibt keine Einigung mit den Institutionen der Unterdrückung, um zu wirklicher Freiheit für uns alle zu kommen, und das ist das Anathema der Anarchie.



Reisst die Mauern nieder !
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---Anarchy live(USA)   https://anarchylive.noblogs.org/und Abolisha(Germany)----


Montag, 27. August 2018

Humaner Strafvollzug? Geht nicht...Entweder human oder Knast.... Gefängniszellen der strafenden Gesellschaft (Teil 4 von 4)




Ein Gesellschaftssystem, das sich in seinen täglichen Handlungen human verhält, baut keine Knäste.




Ein Knastsystem, das sich wiederum humanitär erpressen oder verändern lässt, braucht nicht abgeschafft zu werden. 



 

"Meine traurige Routine besteht jeden Tag aus unendlichen Träumen von Freiheit und Gerechtigkeit! Geduldig wartet mein Geist, tanzt, wächst und rebelliert.." (Miguel Peralta Betanzos)



                           25. Staatsgefängnis San Quentin , San Quentin, Kalifornien 



San Quentin State Prison ist das älteste Gefängnis in Kalifornien (1852 eröffnet). Es ist eine Hochsicherheitseinrichtung, die einst Charles Manson beherbergte. In Kalifornien zum Tode verurteilte Männer müssen (mit einigen Ausnahmen) in San Quentin festgehalten werden.

Es ist der grösste Todestrakt in den USA und wurde mal das "bevölkerungsreichste Hinrichtungsvorzimmer (Nord)-Amerikas" genannt.






Im April 2018 befanden sich 764 Todeskandidaten in San Quentin.










26. Schuldnergefängnis Raimundo Vidal Pessoa in Manaus, Brasilien




In diesem Gefängnis kommt es - wie in vielen Gefängnissen Brasiliens - zu regelmässigen Aufständen, die brutalst niedergeschlagen werden.
 2017 wurden 4 Gefangene hier erschossen, ein Teil  in andere Gefängnisse der Stadt "transferiert", dutzende dort getötet.



"Schuldnerhaft" widerspricht eigentlich der Amerikanischen Menschenrechtskonvention von 1969, die auch von Brasilien unterschrieben wurde. Doch sie haben Lücken geschaffen, wie z.B. die "Nichterfüllung von Unterhaltspflichten" oder das "absichtliche und unentschuldigte "untreue Verwahren".. also: Diebstahl.... ein Praxis, die nur die Armen trifft....




                                       27.  Stadtgefängnis Quezon, Quezon City, Philippinen




Im Gefängnis von Quezon City in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, gibt es einen unerbittlichen und ständigen Kampf um Raum, Wasser und Nahrung - bei 160 bis 200 Insassen, die in eine nur für 20 Personen gebaute Zelle gepfercht sind, schlafen Männer abwechselnd auf dem rissigen Zementboden eines Freiluft-Basketballplatzes, Treppenstufen, unter Betten und in dreckigen Hängematten aus alten Decken.





Es kommt auch dort zu Aufständen, der bisher letzte im Februar diesen Jahres.




                                       


                                       28."Bürger"gefängnis in Arcahaie, Haiti 




Auch das Gefängnis in der  Küstenstadt Arcahaie ist überfüllt. Im Jahr 2016 entkamen 174 Insassen bei einem Aufstand, bei dem ein Wachmann getötet und andere verletzt wurden.






                                             

                                    29. Gefängnis Maula, Lilongwe, Malawi




Hier werden wurden etwa 200 Menschen in eine 60-Personen-Zelle gepfercht.
 Viele der Gefangenen sind Flüchtlinge aus Äthiopien, die sich mit 120 Personen eine Toilette teilen, ein Wasserhahn für 900 Personen. Die malawische Regierung gibt nur ein winziges Budget für den Knast frei - d.h. einmal am Tag gibt es so etwas wie Essen - Maisbrei mit Bohnen. "Nsima" .. mit Wasser gestreckt.
 Um "Unruhen" zu vermeiden, ist der eigentlich Höhepunkt für die gefangenen Männer das Fussballspielen, für die Frauen Basketball.




                                 30. Gefängnis in Ciudad Barrios, San Miguel, El Salvador





Diese Zellen sind nur 12 Fuß breit und 15 Fuß groß, und sie sind in der Regel mit über 30 Personen gefüllt. Ursprünglich als Überführungsknast gedacht, sind viele der Gefangenen schon mehr als ein Jahr drin. Die meiste Zeit verbringen sie damit, aus den Fäden ihrer Kleider Hängematten zu nähen, die dann in den Käfigen mit Holzschnüre übereinander befestigt werden
Die meisten ja fast alle der Gefangenen gehören wohl zur Gang "Mara Salavtrucha" (= sowas wie "wachsame Salvadorianische Gang"...



In dem Film "Sin Nombre" spielen Gangmitglieder von "Mara Salavtrucha" sich selbst....



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“Sometimes I think this whole world
Is one big prison yard.
Some of us are prisoners
The rest of us are guards.”
- Bob Dylan

Montag, 20. August 2018

Pink ist nicht nur Pink.. sondern "Cool Down Pink" .....Gefängniszellen der strafenden Gesellschaft (Teil 3 von 4)



Gefängnisse bzw. Gefangene sind von Anfang an Objekte so genannter Wissenschaftler_innen .. ob Mediziner oder Psychologen. 1979 z.b. berichtete einer dieser Wissenschaftler, Schauss aus den USA, über Versuche mit pink gestrichenen Zellen. Angeblich seien die Insassen dort weniger aggressiv.
 In Europa wurde dies zum Beispiel auch in der Schweiz übernommen. Eine Schweizer Psychologin entwickelte daraufhin den Farbton „Cool Down Pink“ und behauptete, dieser spezielle Ton würde -wissenschaftlich gesehen – am besten auf besonders aggressive Gefangene einwirken. 
Gefangene in Schweizer Gefängnissen sagten dagegen, dieser Ton mache sie „verrückt“, was die Psychologin nicht weiter beunruhigte. Für sie steht fest, dass Wissenschaften unfehlbar sind dagegen es wohl an Gefangenen liege, die homophob eingestellt sind. Trotzdem nahmen die deutschen Gefängnisse Abstand von diesem Farbton.





Unabhängig davon, dass die Psychologin besser beraten wäre, sich die Ursachen der Aggression bei den Gefangenen zu nähern, haben auch US Kollegen immer wieder Zweifel angemeldet,weil doch andere Faktoren zu zeitweiliger Beruhigung kommen – so zum Beispiel in der veränderten Kommunikation innerhalb der Gefängnishierarchie, oder einfach einem besseren Essen.


                             

                              19. Haftanstalt Las Colinas, Santee, Kalifornien


Das Frauengefängnis wurde als erste Hafteinrichtung seiner Art in den Vereinigten Staaten konzipiert, in der Umwelt- und Verhaltenspsychologie genutzt werden, um "die Erfahrung und das Verhalten von Insassen und Mitarbeitern zu verbessern".




                           20. Bois D'Arcy Gefängnis in Yvelines, Frankreich

Das Gefängnis ist ein Knast, in dem Gefangene auf ihren Prozess warten  („Untersuchungshaftanstalt“) und einer für Kurzstrafler (bis zu einem Jahr)


                               21. HM("ihre Majestät") Prison Dartmoor, England






Dartmoor hat immer noch den  Ruf, ein Hochsicherheitsgefängnis zu sein, das fluchtsicher ist. Als Gefängnis der Kategorie C sind in Dartmoor hauptsächlich gewaltfreie Straftäter und Wirtschaftskriminelle.
Des weiteren sind hier Sexualstraftäter und bietet diesen Behandlungsprogramme an -- unter anderem durch Therapiegruppen. Allerdings werden hier auch dazu allerdings auch Pharmaka eingesetzt, die angeblich Verhaltensänderungen verspricht. Nach offizieller Meinung sollen sich Gefangene in Mengen dafür von sich für das Programm vorschlagen.

Medikamente sollen entweder das Testosteron unterdrücken , andere den Sexualtrieb senken...Studien konnten keine verlässlichen Daten geben, allerdings verstärkten bzw. verursachten einige Medikamente Depressionen bei den Gefangenen, damit zusammenhängende Suizide sind offiziell nicht bekannt.



                                  22. Black Dolphin Prison, Sol-Iletsk, Russia



In Russlands berüchtigtem "Schwarzem Delfin" an der Grenze zu Kasachstan teilen sich die Gefangenen kleine 5 Quadratmeter große Zellen, mit drei massiven Stahltüren und einer 24 Stunden Überwachung.Die einzige Möglichkeit, hier rauszukommen, ist der Tod.

                               23. San Pedro Gefängnis, La Paz, Bolivia








San Pedro ist sowas wie eine Gefängnisstadt, von den Gefangenen selbst geleitet. Wer Geld hat, kann sich hier einiges leisten, die Armen landen im Keller bei den Junkies. Viele Familien ziehen zu ihren Männern bzw.Vätern in den Knast.





                          24. Frauengefängnis "Der gute Hirte"  Bogota, Colombia




Im El Buen Pastor Frauengefängnis in Bogota, Kolumbien, sind in Zellen, die für zwei Frauen gedacht sind, zwischen 10 bis 20 Frauen inhaftiert. Korruption und Gewalt sind bitterer Alltag. Die Gefängnisverwaltung begegnet dies mit "Schönheitswettbewerben", Paraden und Theaterworkshops.





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(wird fortgesetzt)



Dienstag, 14. August 2018

(Zellen)Design für "Re-Soziale Anpassung"? --- Gefängniszellen der strafenden Gesellschaft (Teil 2 von 4)



    40 Prozent der Entlassenen werden innerhalb des ersten Jahres in Freiheit wieder rückfällig – das liegt neben einer verdammt beschissenen Situation nach der Entlassung auch schon vorher an dem Strafvollzug selber...tägliche Reizarmut, Ausgrenzung---sensorische und soziale Deprivation führen zur bewusst forcierten Zerstörung des zu Strafenden…. Die Gefängnisarchitektur war in der Vergangenheit darauf aufgebaut, die Alltagsroutine mit ständiger Überwachung und Stahltüren die fast die ganze Zeit verschlossen bleiben unterstützt…

die hohe Rückfallquote hat indes zu einem Umdenken geführt .. neben Hilfs und Unterstützungsangeboten, die sich auch auf die Zeit nach dem Gefängnis orientieren (Anpassung an den Arbeitsmarkt, Bildung und Ausbildung) hat sich auch die Umgebung der Gefangenen verändert--- gab es zu meiner Zeit nur hellgelbe Wände und Decken und graue Stahltüren wird heute mehr und mehr mit Farben und natürlichen Materialien gearbeitet… z. B.wurde früher angeblich in dem gefärbten Wasser, was sich Kaffee nannte, Beruhigungsmittel vermischt, tragen nun Farben zur Aggressionsbewältigung bei, sind Zellenfensterrahmen rot gestrichen..usw.

Die hier aufgeführten Beispiele von Gefängniszellen dokumentieren beispielhaft das veränderte Denken, was aber nicht (noch nicht) von allen Ländern übernommen wurde … je nach dem welchen Stellenwert Strafe und Gefängnis hat, je nachdem wie Abweichung von der herrschenden Gesetzgebung bedrohlich wirkt oder eher als gesamtgesellschaftlicher Konflikt wahrgenommen wird… ein wenig überraschend erscheint es daher, dass westliche Staaten wie USA und teilweise auch die europäischen Länder eher noch die archaischen Auffassung von Strafe als Rache ausüben als beispielhaft einige der hier genannten afrikanischen Länder, die sich noch Reste alter kommunalistischer Struktur bewahrt und die Gefangenen immer noch als einen Teil dieser Gemeinschaft betrachten und behandeln…. Die geringe Rückfallquote von durchschnittlich unter 30 Prozent gibt ihnen Recht… USA hat bis zu 70 Prozent Rückfallquote, Deutschland, siehe oben, über 40 Prozent …. so bekommt der Begriff „ hochentwickelte Länder bzw. Kulturen“ eine höchst bizarre ja geradezu zynische Bedeutung.        

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                                  10. Luzira Gefängnis in Kampala, Uganda

In Luzira wird den Insassen mehr Verantwortung übertragen als in ähnlichen Gefängnissen in Großbritannien oder den USA. Gefangene übernehmen  die Mitarbeit für die  Durchführung ihrer Internierung,sind beim Anbau und dem Ernten von Nahrungsmitteln, sowie der Vorbereitung (Kochen) und der Verteilung im Gefängnis verantwortlich.
Viele der inhaftierten Männer können einen Handwerksberuf, z.B. Zimmermann, erlernen. 
Die Rückfallquote ist im Vergleich westlicher Gesellschaften geringer - unter 30 % im Gegensatz zu Grossbritannien mit 46 % und den USA mit 76 %.



             (Ausschnitt aus einem Film über den Frauentrakt im Luzira Gefängnis)





                                          11.Onomichi Prison, Onomichi, Japan


 





Ältere Gefangene sind in Japan immer häufiger anzutreffen, da das Land allmählich altert. Das Onomichi Gefängnis ist speziell für sie.  Die Insassen haben u.a. Zugang zu gesunder Nahrung  und verbringen ihre Haftzeit damit, zu stricken und zu nähen.







                        12.UN Detention Unit, Outside The Hague, Netherlands






Die UN-Strafvollzugsanstalt (UNDU) ist ein von der UN verwaltetes Gefängnis. Es wurde 1993 als Teil des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien gebaut. Heute dient die Einrichtung als Internierungslager des Internationalen Strafgerichtshofs, in dem Täte für internationale Verbrechen wie Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen strafrechtlich verfolgt werden.Das Gefängnis beherbergt die inhaftierten Verdächtigen während des Prozesses und die vom Gericht verurteilten Strafgefangenen.




 Jede Zelle hat ihren eigenen Toiletten- und Waschbereich. Insassen haben Zugang zu einem Fitnessstudio und einem Sportlehrer, sie können auch selbst kochen. In jeder Zelle befindet sich ein PC, in dem die Insassen ihre Justizakten  einsehen können.


                          13. Knast Landsberg, Landsberg Am Lech, Deutschland





In diesem Gefängnis schrieb Hitler "Mein Kampf" und 278 Nazis wurden später wegen Kriegsverbrechen hingerichtet.

" ....Während man uns in der Festung Niederschönenfeld wie Zuchthäusler behandelte, konnten die NS-Putschisten in der Festung Landsberg Parteisitzungen abhalten ..."  (Erich Mühsam)


Heute sind die Bedingungen in Landsberg deutlich besser. Das Gefängnis bietet 36 Kurse in seinem zentralen Ausbildungszentrum für Berufe wie Bäcker, Elektriker, Maler, Metzger, Tischler, Schneider, Schuhmacher, Heizungs- und Lüftungsarbeiter und Maurer an.



                                        14. ADX Florence, Colorado, USA




US Penitentiary Administrative Maximum, auch bekannt als ADX Florence, das "Alcatraz of the Rockies" und "Supermax"("https://de.wikipedia.org/wiki/Supermax_(Gefängnisstandard),ist ein moderner Hochsicherheitsknast  in den Ausläufern am Fuße der Rocky Mountains in der Nähe von Florenz, Colorado.
 Das ADX Supermax-Gefängnis wurde 1994 eröffnet und diente der Inhaftierung und Isolierung von Gewalttätern, die als zu gefährlich für die anderen Knäste gelten. Die meisten Gefangenen befinden sich in Isolation. Sie sind 23 Stunden pro Tag auf eine speziell entworfene "Single-Person-Zelle" eingesperrt. Gefangene können nur unter strengen Beschränkungen (in Handschellen, in Ketten gelegt oder beides) , ihren einstündigen Hofgang  machen, wo Duschen, Sport und sowie Telefonanrufe mit eingeschlossen sind.




                                       

                                   15.Abashiri Gefängnis, Abashiri, Japan






Im Gefängnis Abashiri in Japan inspizieren die Wachen einmal täglich die Räume der Häftlinge. Das Gefängnis verwahrt Gefangene mit Haftstrafen von acht Jahren und weniger. Das Leben im Inneren ist sehr streng, aber Meldungen über Gewalt, Vergewaltigung, Drogen usw. sind nicht bekannt.

Abashiri hat einen grossen Laden vor dem Haupttor, wo die im Gefängnis hergestellten Waren gekauft werden können. Die angebotenen Gegenstände reichen von „Abashiri Prison Süssigkeiten“ bis hin zu allen Arten von handgefertigtem Kunsthandwerk.



         16. Cebu Provincial Haftanstalt und Rehabilitationszentrum(CPDRC), ,                       Cebu Province, Philippinen.






CPDRC ist ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem Gefangene im Rahmen ihrer alltäglichen Haft und Rehabilitationen Tanzgruppen bilden. Viele der Gefangenen werden gefilmt, ihre Performance online veröffentlicht, was sie zu wahrhaftigen Online-Prominenten macht.





                                             


                                                 

                                     

                                            17.Neve Tirza, Ramla, Israel




Neve Tirza ist Israels einziges Frauengefängnis. Die meisten Zellen sind 13 Quadratmeter, einschließlich einer Toilette und Dusche. Jede Zelle beherbergt etwa sechs Frauen (widerständige Palästinenserinnen wie auch delinquente Israelinnen), die oft die Schlafräume teilen müssen.



                                


                                        18.Gefängnis Evin , Teheran, Iran






Obwohl das iranische Regime dies oft bestritten hat, ist das Evin-Gefängnis bekannt als eine  Folterfabrik..Aufgrund der Anzahl der Intellektuellen, die in seinen Mauern gefangen gehalten werden, hat das Gefängnis den Spitznamen "Evin University" bekommen. Das Gefängnis ist außergewöhnlich überfüllt, die Hygiene ist schlecht und in Irans heißem Sommer kann die Temperatur bis zu 45 Grad Celsius erreichen. Es gibt keine Form von Klimaanlage, und die Luft in den Zellen ist voll mit Schweiß und sonstigen menschlichen Ausdünstungen. Die Wasserqualität ist schrecklich und kaum essbares Essen kommt in mageren Portionen. Medizinische Einrichtungen sind praktisch nicht existent.




Das ganze soll die Entschlossenheit der "politischen Gefangenen brechen",um diese irgendwann zu Geständnissen zu bringen.  Das alles wird noch verstärkt, in dem der Kontakt zur Aussenwelt völlig abgeschnitten ist.Familienbesuche und Telefonanrufe sind verboten, und sogar die Wärter müssen schweigen.



                                                   (Protest vor dem Evin Gefängnis)
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(wird fortgesetzt...)